Nach einem Regentag war endlich wieder gutes Wetter angesagt: trocken und nahezu windstill. Also packten wir schnell alles Nötige zusammen und es ging auf dem Kalvsjön wieder Richtung Süden und Richtung Astabovik. Dieses Mal war der Pegel des Sees etwas höher und durch den fehlenden Wind der Durchstich zum Astabovik gut auszumachen und gut fahrbar.
Nach einer Seerunde verabschiedeten sich Katrin und Willi, der echt eine gute Figur machte – trotz fehlender Erfahrung und nicht passendem Sitz. Für die beiden ging es wieder zurück zum Campingplatz.
Für Heinrich und mich ging es Richtung Götshultkanal. Der war zwar durch durch einen Baumverhau versperrt, aber das sollte uns nicht weiter aufhalten – dachten wir. Durch Heinrichs heldenhaften Einsatz konnte wenigstens ein Stamm aus dem Weg geräumt werden, aber danach war uns klar, dass uns eine Säge zum kompletten Erfolg fehlte. Also hieß es aussteigen und treideln. Umtragen wäre wegen der Ufersituation sehr mühsam geworden. Nach einigem hin und her und dem Einsatz von Wurfsack und Karabiner ging es dann stromaufwärts den Götshultkanal in Richtung Wehr.
Zur Abwechslung war dieses Hindernis mal wirklich einfach zu bewältigen. Der Ausstieg auf der linken Seite hatte eine Rampe, die auch als Steg dienen konnte und die 500m Umtragestrecke war gut ausgeschildert. Am Wiedereinstieg erwartete uns eine Überraschung: nicht nur ein Steg und ein flach ansteigendes Ufer würde für uns Paddler bereit gehalten, sondern auch noch Mülleimer und ein sauberes Plumpsklo. Da können sich einige deutsche Umtragestellen und Pausenplätze bitte mal eine Scheibe abschneiden.
Auch beim Wiedereinsteigen bemerkten wir die Strömung, die uns bis in den Fegen begleiten sollte. Der Götshultkanal wurde angelegt, um eine alternative Entwässerung des Fegen in den Kalvsjön zu ermöglichen. Die natürliche Entwässerung über den Spångån wollten auf dem Rückweg paddeln. Zuerst ging es aber in den Söndre Svansjön (südlicher Schwanensee)und über einen weiteren Kanalabschnitt in den Nordre Svansjön. Beide Seen sind wenig besiedelt und wir genossen das einsame Schwedenfeeling.
Mit dem nächsten Kanalabschnitt ging es dann in den (Västra) Fegen und die Strömung gegen uns war damit vorbei. Im Kanal selbst gibt es eine Ausstiegsmöglichkeit mit Anbindung zu einer Straße. Besonders an windigen Tagen kann das eine gute Option sein, sich abholen zu lassen. Die Svansjöns sind relativ windgeschützt, was man vom Fegen nicht sagen kann. Dort bauen sich (wie auch bei manchen Windrichtungen auf dem Kalvsjön) recht hohe Windwellen auf, die durch die vielen Buchten und Landzungen ein Problem werden können.
Der Fegen präsentierte sich an diesem Tag aber trotz des verhangenen Himmels recht ruhig und wir konnten mit entsprechenden Peilungen in Canua und einer topografischen Karte unseren Weg zur richtigen Bucht im Norden des Fegen finden. Bei diesen Teilstück lohnt sich (wie sonst sicher auch) immer mal wieder ein Blick nach hinten, weil erst dann die Ausmaße des Västra Fegen deutlich werden.
Den Ausfluss des Spångån selbst zu finden war wegen des dichten Schilfs nicht ganz so einfach. Nach kurzer Suche und Kartenabgleich fanden wir den Eingang, nur um dann nach einer Brückenunterquerung festzustellen, dass das Kartenmaterial von Canua nicht ausreichend genau ist. Weder der Flusslauf noch das Wehr dort waren mit unseren GPS Positionen übereinander zu bringen. Das Wehr selbst war bei unserer Befahrung eher eine dichte Holzwand mit gleichem Wasserstand auf beiden Seiten. Der Ausstieg auf der rechten Seite war für Langboote kaum geeignet, also nahmen wir den Steg auf der linken Seite und umtrugen ein kurzes Stück über ein Hof/Privatgelände zu einer verwachsenen Stelle, bei dem ein Einstieg möglich war. Spätestens hier müssten wir feststellen, wie viel Wasser zu dieser Zeit im Seensystem vorhanden war. Heuballen im Wasser, überflutete Weiden und Bäume mitten im vermeintlichen Flusslauf begegneten uns immer wieder. Im Flussführer heißt es: “Der Spångån ist der natürliche Abfluss des Fegensees, er führt jedoch meist recht wenig Wasser […]. Der Spångån ist stark verkrautet und verschilft, Verlauf oft schlecht zu erkennen.” Letzteres können wir für unseren Bewährungszeitpunkt ohne Frage bestätigen, allein Spürsinn und die topografische Karte brachten uns das erste Drittel des Weges in die richtige Richtung. Allerdings war eher das viele Wasser als Schilf oder Kraut das Problem.
Nach etwa eineinhalb Kilometern entspannte sich die Situation etwas und wir mussten nicht mehr ständig unseren Kurs mit der Karte vergleichen. Allerdings tauchte plötzlich ein unerwartetes Hindernis auf: eine Fußgängerbrücke, die so knapp über der Wasserlinie war, dass wir die unmöglich unterqueren konnten.
Also irgendwo einen Ausstieg suchen, Boote umtragen und im nächsten Gebüsch auf der anderen Seite wieder einsteigen.
“Puh, was für ein Aufwand! Warum stand die Brücke denn nicht im Flussführer? Hmm, vielleicht weil wir so ungewöhnlich viel Wasser haben und sie sonst kein Problem ist. Hoffentlich kommen nicht noch mehr davon!”
Tja, leider kamen noch insgesamt acht Brücken, wenn ich wirklich alle auf meinem GPS-Track eingetragen habe, und davon waren nur zwei für uns zum unterqueren geeignet. Eine davon kam sehr plötzlich nach dem Zusammenfluss mit dem Lillån und war sehr mühsam zu umtragen. Eine andere (landwirtschaftlich genutzte) Brücke war mit Wildkamera und Warnung vor einem Schäferhund ausgestattet.
Wieder eine andere war fast zu morksch zum überqueren – das müsste ich aber, weil auf der linken Seite der Ausstieg besser war, aber nach der Beücke kein Einstieg möglich war. Und wohl die ätzenste Brücke kam nach einer scharfen Rechtskurve. Die Bäume und Büsche waren an beiden Ufern so dicht, dass man bestimmt 100m vorher hätte ausbooten müssen, was aber wegen der starken Strömung im Nachhinein nicht mehr machbar war. Zugegeben,ein Boot war für solche Kleinflussaktionen zu lang und das aufgezogene Steuer verhakte sich zu allem Überfluss auch noch in den Büschen. Nach ein paar Minuten und Versuchen frei zu kommen, war ich kurz davor die nasse Variante und damit doch die Unterquerung der Brücke zu versuchen, aber ein letzter Versuch ließ mich loskommen und ans andere Ufer in ein kleines Loch zwischen den Büschen fahren. Bis über die Knie im Matsch stand ich trotzdem…
Auf dem Weg fanden wir dann auch noch einen Pegel – ob offiziell oder nicht, könnten wir leider nicht herausfinden. Damit ihr nicht unerwartet das gleiche erlebt: Wenn auf dem Campingplatz in Kalv der See langsam die ersten Plätze überflutet, dann ist der Wasserstand so hoch wie bei uns.
Nachdem wir auch die letzte. Rücke bezwungen hatten, kamen wir endlich wieder in den Kalvsjön und paddelten fast schon ausgelassen ob der überstandenen Strapazen die letzten paar hundert Meter bis zu unserem Start. Schön war’s, anstrengend war’s und einmal diese spezielle Runde war genug für diesen Urlaub.
https://youtu.be/068klhTV94I Hier noch ein direkter Link zum Video.
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