Salzach, Möll und Drau im Juli 22

Tag 1 Anreise

Endlich! Der König unter den Kanureisen, eine Gepäcktour war endlich geplant und konnte beginnen. Was man dafür braucht? Boote mit viel Fassungsvermögen, Zelte, Schlafsäcke, Essen (das ohne Kühlschrank auskommt), Kocher, einen Plan und tausend andere Kleinigkeiten.

Unsere Tour sollte auf Salzach, Möll und Drau stattfinden, wobei nur die Drau mit Gepäck und Zeltübernachtung geplant war…

Mit zwei österreichischen Flüssen, sollte so der Grundstein für mein DKV Euro-Star Abzeichen gelegt werden.
Die Fahrt Richtung Süden am Sonntag war ereignislos und wir trafen gegen Nachmittag beim
Naturcamping auf dem Bauernhof (Kirchanschöring, Pöllner 1) ein. Ein liebevoll gestalteter und sehr ruhiger Campingplatz, auf dem man es gut aushalten kann. Nach dem Campaufbau und ersten Frotzeleien aßen wir Nudeln mit Pesto. Danach ging es an die genaueren Planungen.

Tag 2 Salzach

Die Salzach – ein schnell fließender Grenzfluss zwischen Deutschland und Österreich. Seit Jahren fahre ich heute endlich mal wieder Kanadier und freue mich riesig. Weil ich der schwerere bin, muss ich dann auch gleich den Steuermann spielen, während Pit Ausguck und Kapitän ist. Nachdem wir die Boote am Einstieg (Leopold-Kohr-Promenade in Oberndorf bei Salzburg) abgeladen hatten machten sich Christof und ich daran, ein Auto am Ausstieg (48,1947645, 12,8627851) zu parken. Bis wir den Zugang zum Ausstieg gefunden hatten standen wir allerdings auch einmal unvermittelt vor einem kameraüberwachten Zaun und wir mussten einen neuen Anlauf machen. Das lohnte sich aber, denn der Ausstieg mit Sliprampe lag noch vor dem Rückstau des Kraftwerks, so dass wir die ganze Strecke mit Strömung paddeln konnten.
Zurück am Einstieg warteten Christiane und Pit schon gut gesonnt auf uns.

Dann auf wackeligen Füßen in den Kanadier (Gatz Orca) von Pit und an der Seite von Christof und Christiane im Gumotex-Schlauchkanadier hinein ins Vergnügen! Die Salzach hat auf unserer Strecke einige Schwälle, zahlreiche Sandbänke und viele sehr flache Bereiche, die es zu be- und umfahren gilt. Der anspruchsvollste Teil war das sogenannte Laufener Inferno direkt nach dem Start. In eine frische Renaturierung ist eine Muhre abgegangen und hat uns Paddlern damit eine schöne Stelle mit Wellen, Walzen und Steinen hinterlassen. In unserem Kanadier kamen kurz Panikgefühle auf, als der Kanadier in den hohen Wellen plötzlich zur Seite gedrückt wurde und wir nur mit Mühe das Kentern verhindern konnten. Danach wurde es ruhiger und auch die Strömung nahm etwas ab. Spektakulär war die Vorbeifahrt an der längsten Burg der Welt in Burghausen und der Durchbruch mit seinen Steilwänden und einem nicht ungefährlichen Strudel. Die letzten Kilometer mussten wir kämpfen – mit der Hitze und der sich ankündigenden Stauung und so freuten wir uns über eine zünftige Mahlzeit beim Rother Wirt in der Nähe vom Campingplatz.

Tag 3 Möll

Nach dem ersten anstrengenden Paddeltag wollten wir es ruhig angehen lassen und haben nach einem gemütlichen Frühstück unsere Sachen gepackt, um dann in Richtung Spittal an der Drau aufzubrechen. Spittal bot sich als Basislager an, da uns die Gewitterwarnungen für die nächsten Tage im Nacken saßen und wir nicht wussten, ob wir eine Gepäcktour wagen sollten. Von Spittal aus wären sowohl Tagestouren als auch die Gepäcktour möglich. Ziel war der Campingplatz beim Drauwirt, der einen starken Transit- und Fahrrad/Zelt-Charakter hat. Wer lange ausschlafen will, ist hier falsch. Mich haben regelmäßg Akkuschrauber geweckt, die teils schon vor 7 Uhr zum Lockern der Wohnwagenstützen genutzt wurden. Dafür ist der Ausblick toll und der Platz liegt recht verkehrgünstig.
Weil wir relativ früh ankamen und unser Lager aufgeschlagen hatten, beschlossen wir, uns in unseren Wildwasser-Booten auf einem kurzen Stück Möll ein wenig “einzuwackeln”, um dann für eine längere Fahrt gerüstet zu sein.
Bei einem Blick an der Einstiegsstelle am Aktiv-Sport-Erlebniscamp Oberfellach wurde mir leicht flau im Magen. Felsen, Strömung, Wellen und Walzen direkt am Einstieg, verhießen nichts gutes für einen Wildwasseranfänger. Aber da wir erst dahinter einstiegen, machte ich mir keine Sorgen – es sollte ja nur eine kurze Tour zum Einwackeln werden…

“Fahr einfach 3-4 Bootslängen hinter mir her!” hieß es und los ging der wilde Ritt auf meinem ersten Wildbach. Nach rund eineinhalb Stunden, vier Fastkenterungen, einem beinahe hilflosen Aufsetzer in Schräglage mitten in der Strömung und Wellen die nur so klatschten, ging die Fahrt beim Campingplatz Campanula in Rottau zu Ende. Ich hatte jede Menge Spaß, Angst, Lernerfolge und Wasser im Boot. Fies war das letzte Fünftel, auf dem meine Konzentration merklich abnahm und ich die Linie von Christof nicht mehr gut verfolgen konnte. Mein Fazit: Auf jeden Fall nochmal die Möll paddeln – aber bitte einen Tag Pause mit etwas Ruhigerem. Und so ging es nicht nur mir. Die Möll zeigte ein anderes Gesicht als erwartet und in Erinnerung. Aus dem vorsichtigen Einwackeln war eine krasse Tour mit Wilwasser bis 3- geworden. Echt verrückt und wunderschön, dass ich das geschafft habe. Die eine Welle, die mich frontal bis zur Schulter erwischt hat und mich komplett ausgebremst hat, wird mir im Gedächtnis bleiben, ebenso wie das wunderschöne Alpen-Panorama, das ich bei den wenigen ruhigen Passagen bewundern durfte. Dank der tollen Begleitung, den Tipps und dem stets wachsamen Auge der Anderen war das ein rundum gelungenes Erlebnis auf der Möll.
Nach einem schönen Abendessen (Gnocci mit Paprika-Hähnchen-Pfanne und Salat) ging es wohlverdient in den Schlafsack.

Tag 4 Drau

Heute sollte es endlich auf die Drau gehen, den Wanderfluss, den wir mit Gepäck bewandern wollten. Da morgen Gewitter angesagt war, sollte es nur eine Tagestour werden. Weil ich aber dummerweise nur Lebensmittel für eine Gepäcktour eingekauft hatte, entschieden wir, dass wir einiges von der Fertignahrung für eine ausgedehnte Pause für ein Testessen benutzen wollten. Gesagt, getan. Drei Trangia-Brenner landeten im Gepäck, ebenso wie ein Risotto zum Fertigkochen, Spirelli Bolognese im Beutel zum Wasser hinzugeben und ein vegetarisches Chilli in der Tüte zum aufwärmen. Als Nachtisch dann Paradiescreme mit passendem Shaker uns H-Milch.
Die Einstiegsstelle war nicht ganz einfach: kein passender Parkplatz ausser dem Fahradweg und ein hüfthoher Zaun mit Felden darunter machten das Einsetzen zu einer Geschicklichkeitsprobe.
Dann ging es los auf schneller Strömung und mit diversen Steinen uns Schwällen. Nicht ganz so anspruchsvoll wie die Möll gestern, aber trotzdem mit viel Konzentration war der erste Teil zu schaffen. Hier zeigte sich schon, dass im Gegensatz zur Salzach, auf dem der Schlauchkanadier wirklich gefordert wurde, hier nur der mit Pit bemannte Kanadier deutlich schwerer durch die Strömung mit ihren Hindernissen kam. Der Schlauchkanadier hingegen fuhr einfach über das Meiste drüber.

Mit meinem Dagger Katana 10.4 war ich der Schnellste und musste auch schon vor der Pause immer wieder auf die Bremse treten. Erschwerend kam für die drei anderen hinzu, dass uns ein recht starker Wind entgegen kam, der die windanfälligen Kanadier ganz schön beutelte. An einer paradiesischen Stelle mit Sand und Schatten legten wir an, denn auch heute brannte die Sonne heftig auf uns nieder.
Die drei Kocher wurden ausgepackt und Kaffee, die Hauptmahlzeiten und der Nachtisch zubereitet. Dann tauchten noch Picknickdecken und aufblasbare Kissen auf umd der Pause stand nicht mehr im Wege. Favorit unter den warmen Mahlzeiten waren die Nudeln Bolognese, das Highlight war die im Fluss gekühlte Paradiescreme.
Nach dem Ausruhen ging es auf der zunehmend zahmer werdenden Drau Richtung Drauburg. Bis dort hin ließ der Wind leider nicht nach und Pit hatte wieder ordentlich zu kämpfen.
Nach dem Shutteln (diesmal per Zug) ging es zurück zum Basislager beim Drauwirt in Spittal und wir genossen Leberwurst, Brot und viele andere kalte Leckereien.

Tag 5 Day off

“Nach drei Tagen Paddeln sollst du ruhn, und lieber andere Dinge tun. (Alte Bezirksvorsitzenden-Weisheit)”
Bei mir ging es nach einem ausgiebigen Frühstück mit der Goldeck-Seilbahn hoch hinaus. Die Seehütte auf 1766m hatte einen sehr guten Kaiserschmarrn und die Temperaturen dort oben waren weitaus erträglicher als im Tal. Diverse Wanderwege führen von der Bergstation der Gondel auf und um den Berg.
Abends gab es Köstlichkeiten vom Grill und Pits selbstgemachten Kartoffelsalat (sehr lecker!).

Tag 6 Möll

Tags zuvor trafen wir auf dem Campingplatz noch zwei weitere Paddler, die sich unserer Möll-Tour anschließen wollten. Gesagt, getan. Und so ging es wieder ins schöne Mölltal, allerdings setzten wir dieses Mal direkt unterhalb der Slalomstrecke in Flattach ein. Bei 15m3 war sie etwas steinig und für mich als Anfänger eh völlig außer Reichweite.
Am Anfang ging es direkt heftig zur Sache und ich musste aus Versehen auch meine eigene Linie finden, aber zum Glück ging alles gut. Danach gab es Wildwasser 1-2 mit dem ich gut klar kam. Der krönende Abschluss war dann die Walze am Aktiv-Camp, die ich zwei Tage vorher am Anfang der Fahrt als unfahrbar für mich klassifiziert hatte. Heute mit etwas weniger Wasser waren gleich zwei Fahrten darüber machbar und einfach schön.

Am Abend sollte es Forelle aus dem Milstätter See geben. Ein Lokal dafür wurde schon Tags zuvor gescoutet. Beim Restaurant angekommen und auf unseren reservierten Tisch gewartet mussten wir jedoch leider feststellen, dass zwar vor dem Restaurant im Aquarium Forellen schwammen, es jedoch keine zu essen gab. Umpf. Nun gut, satt wurden wir trotzdem.

Tag 7 Abfahrt und Resümee

Die Flüsse waren alle miteinander schön zu paddeln, jeder auf seine Art. Besonders hat es mir als Wildwasser-Anfänger natürlich die Möll angetan, aber auch die Salzach mit ihren immer welchselnden Kiesbänken und tollen Panoramen war wunderschön. Ebenso die Drau, die paddeltechnisch wieder einen anderen Charakter hatte und mit Wellen und großen Steinen immer wieder für Überraschungen sorgte. Alle drei Flüsse sind definitiv eine Tour wert und ich wünschte, ich hätte etwas mehr Zeit auf ihnen verbringen können.

Meine Ausrüstung war ein absoluter Glücksfall. Teils kam sie aus alten Campingbeständen, teils war sie recht kurzfristig und spontan zusammengekauft. Das 1-2-Personen-Zelt von Decathlon Forclaz MT500 Fresh & Black hielt tatsächlich die Wärme und Sonne etwas besser ab, als normale Zelte und war für mich alleine völlig ausreichend. Die vier Absiden und zwei Eingänge und viele praktische Kleinigkeiten haben mich das Zelt lieben gelernt. Allein drei kleine Kritikpunkte habe ich: Die Bodenplane ist sehr dünn (ich habe mir extra noch eine stabile Plane zum Drunterlegen gekauft), das Zelt könnte 10 cm in der Länge mehr vertragen (mit meinen 1,82cm sieß ich in Bauchlage mit Kopf und Füßen an die Schräge des Innenzeltes) und das Gewicht könnte auch etwas kleiner sein (andererseits ist das Mehrgewicht des Materials die Dunkelheit und Kühle wert!). Die Schlafmatte VAUDE Performance 7 L ist echt der Knaller. Groß genug für mich, Kälteisoloerend (R-Wert von 2,5), superleicht und klein und mit dem separat (und etwas teuer) erhältlichen Pumpsack auch noch ohne Lungenvolumen aufblasbar. Da sich der Pumpsack auch als wasserdichter Packsack benutzen lässt, habe ich mir dieses Luxus gegönnt. Über meinen Kocher von Trangia brauche ich wohl kaum ein Wort verlieren, außer, dass in die kleine 27er Version eine Dose Ravioli noch reinpasst. Ich bin sehr zufrieden mit diesem Veteran unter den Kochern.

Das Lagerleben war superschön und anders als geplant wenig improvisiert und rustikal. Viele meiner Lebensmittel, die möglichst leicht, klein und ungekühlt sein sollten, habe ich nicht gebraucht, ein paar frische Lebensmittel hätten sicherlich nicht geschadet. Die ständige Gewitterwarnung hat uns die Gepäcktour versaut, aber andere schöne Erlebnisse ermöglicht. So ist das wohl im Paddelsport: Wetter und Wasserstände können Pläne ganz schnell zunichte machen. Trotzdem war diese Tour einer der schönsten Urlaube, die ich je hatte.