Ein Griff in unser Archiv: Anfang Januar 2010 hatte es auf der Emmer einen tödlichen Unfall mit einen Kanu gegegben. In diesem Zuzsammenhang entstand dieser Artikel.
Was macht ein Inuit, wenn er Hunger hat?
Durch das Hochwasser der Weser für alle sichtbar und durch einen tragischen Unfall mit verletzten und vermissten Personen unlängst auf der heimischen Emmer in die öffentliche Wahrnehmung geraten, bekommt der Kanusport eine Aufmerksamkeit, die vor allem seine Gefährlichkeit hervorhebt. Dabei wird im Weserbergland seit vielen Jahrzehnten zu jeder Jahreszeit unfallfrei Kanusport betrieben.
Ist die Weser oft die „letzte Möglichkeit“ im Spätsommer mit dem Kanu zu fahren, ohne der Natur und dem Boot Schaden zuzufügen, sind es gerade die winterlichen Hochwasserbedingungen, die den ambitionierten Kajakfahrer ins Boot locken, denn viele unserer einheimischen Bäche sind einfach erst bei Hochwasser fahrbar.
Mit Naturschutzverbänden und den Wasserbehörden werden seit langem Gespräche geführt, die Mindestwasserstände formulieren, bei denen Flora und Fauna keinen Schaden nehmen. Während nun einige Flussabschnitte auch im Frühjahr, Sommer und Herbst befahren werden können, gibt es auch Flüsse, die nur in einem kurzen Zeitraum nach ergiebigen Regenfällen oder Schneeschmelze fahrbar sind.
Was für den Laien gefährlich ist, wird für den erfahrenen Kanuten zur Herausforderung, die er gut ausgebildet und ordentlich ausgerüstet, annimmt. So konnte unlängst der Vorsitzende des Kanu Clubs Schieder, Christof Basener, im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen des Vereins bilanzieren, dass seine Mitglieder jederzeit bei guter Gesundheit von ihren Touren zurückgekehrt sind. Mag das für eine sommerliche Wanderpaddeltour auf der Weser nicht verwunderlich sein, so ist es bei sportlichen Einsätzen auf Wildbächen der Alpen und den Kleinflüssen der Region, insbesondere im Winter, wenn die Wetterverhältnisse von vielen Menschen für schlecht befunden werden, das Resultat exzellenter Ausbildung, realistischer Selbsteinschätzung und guter Ausrüstung. Bekleidet mit einem Kälteschutzanzug aus Neopren, einer Trockenjacke, die lediglich das Gesicht und die Hände des Paddlers ungeschützt lassen, einer modernen Schwimmweste, einem Helm und einem angemessenen Boot, wird ein winterlicher Ausflug auf Nethe, Lenne oder Driburger Aa zu einem sportlichen Vergnügen ohne Reue. Darüber hinaus werden bei zunehmender Schwierigkeit Rettungsmittel zur gegenseitigen Sicherung der Kanuten bereitgehalten, damit im Falle einer Kenterung schnell geholfen werden kann.
Eine wichtige Grundregel ist denn auch, niemals allein unterwegs zu sein, damit eine schwierige Passage immer unter Aufsicht der Mitfahrer bewältigt wird. Sollte es zur Kenterung kommen, steht die Hilfe bereits parat. Die derzeit vorliegenden Wassertemperaturen unserer heimischen Flüsse entsprechen übrigens denen der alpinen Wildflüsse im Hochsommer, daher ist Kälteschutz immer eines der wichtigsten Themen im Kanusport, egal ob im Winter auf der Hümme oder im Sommer auf der Loisach gepaddelt wird.
Und was hat das alles mit Hunger zu tun? Schon die Inuit wussten sich vor Kälte zu schützen, wenn sie mit Ihren Kajaks zur Jagd aufbrachen. Heute kann der Kanusportler auf ein breites Angebot an Ausrüstung zurückgreifen, sodass sein Sport zu jeder Jahreszeit genussvoll ausgeübt werden kann, wenn seine Fähigkeiten es zulassen.
Bilder: K. Haller (5), C. Basener (2) – Artikel für die DeWeZet Januar 2011